Spurensuche in der Schweiz

Mennoniten

Die Wiehlers sind Mennoniten. Seit wann sie dieser Religionsgemeinschaft angehören wissen wir nicht. Es scheint jedoch, daß die Geschichte der Familie seit der Reformationszeit aufs engste mit der Geschichte der Mennoniten verbunden ist. Dafür gibt es einige Anhaltspunkte.

Unsere Vorfahren heirateten in der Vergangenheit ausschließlich mennonitische Ehepartner. Sie taten dies, wie bereits erwähnt, zur Wahrung ihrer konfessionellen Identität, aber auch weil eine andere Wahl ihren Ausschluß aus der Kirchengemeinde zur Folge gehabt hätte.

Die Geschichte der Täufer - die Bezeichnung "mennonitisch" wurde erst später für diese Glaubensgemeinschaft eingeführt - hat ihren Ursprung in der Schweiz. Es ist somit nur konsequent, mit der Suche nach Vorfahren im der Schweiz zu beginnen.


Täuferbewegung

Werfen wir einen kurzen Blick auf die Geschichte der Täuferbewegung: Wir befinden uns in der Zeit der Reformation. Weite Teile Europas sind protestantisch geworden. Vielen geht die Reformaion nicht weit genug. Sie suchen nach radikaleren Alternativen zur reformbedürftigen Kirche Roms und zur engen Bindung zwischen Kirche und Landesfürsten, wie sie von Luther und Zwingli propagiert wird.

Ihnen war der Gang der Reformation zu unentschlossen und zu zaghaft. Die Gemeinde Christi soll ein freiwilliger Zusammenschluß mündiger Christen sein, unabhängig von der weltlichen Obrigkeit, vom Staat. Hieraus ergeben sich die Ablehnung der Kindertaufe und der Loyalitätsbezeugung durch Eid. Ebenso verweigern sie der Obrigkeit jede bewaffnete Verteidigung, jeden Kriegsdienst, weil er ihrem christlichen Auftrag widerspricht.


In Zürich will der Reformator Zwingli den weiteren Gang der Reformation von der Zustimmung des Stadtrates abhängig machen. Es kommt zu einer Polarisierung im Lager Zwinglis, zu einer religiös-sozialrevolutionären Bewegung, die Steuern verweigert und auf dem Recht zur eigenen Wahl des Pfarrers besteht. Sie lesen gemeinsam die Bibel, ohne amtliche Anleitung. Die radikale, antiklerikale Bewegung greift über auf das Land und wird, im zeitlichen Zusammenspiel mit den ausbrechenden Bauernkriegen, zu einer Massenbewegung.

Die Bauernaufstände werden blutig niedergeschlagen. Und mit diesen Täufern, diesem linken, pazifistischen Flügel der Reformtion ist im wahrsten Sinne des Wortes "kein Staat" zu machen. Sie werden von der weltlichen Obrigkeit als Abweichler von der Staatskirche gnadenlos verfolgt; sie leben im Untergrund, am Rande der Gesellschaft. Es entsteht eine Freikirche, "eine radikale Alternative zur Kirche Roms und den Kirchen in Wittenberg und Zürich".


Ketzerei, Aufruhr und Gotteslästerung

Nun beginnt eine fast zweihundert Jahre anhaltende Periode der Verfolgung wegen "Ketzerei, Aufruhr und Gotteslästerung". Wer nicht im Gottesdienst der altgläubigen Zwinglianer erscheint ist verdächtig. Wer dem "tüfferischen Glauben" nicht abschwört wird abgemahnt, kommt in Beugehaft, wird unter Mitnahme seiner Güter des Landes verwiesen. Bei unerlaubter Rückkehr wird der Betroffene nach Konfiskation seines Eigentums deportiert oder auf die Galeeren oberitalienischer Städte verbannt. Wer dennoch ein zweites Mal zurückkehrt, wird mit dem Tode bestraft.

Die bernische Obrigkeit, nicht gerade von Erleuchtung, christlicher Nächstenliebe oder Toleranz getragen, vertrieb ganze Gruppen ins Ausland, in die Pfalz, das Elsaß, nach Holland, Mähren und Preußen. Viele der Vertriebenen überwanden, von Heimweh geplagt, solche Entfernungen mit Leichtigkeit und kehrten zurück in ihre Heimat.